Bericht von der Weltmeisterschaft der sehbehinderten Schützen in Olsztyn, POL

1. Tag - Königsklasse „stehend frei“

 

Patrick Moor aus Vorarlberg (mit Begleitsportlerin Daniela Moor) krönte sich zum Weltmeister und stellte dabei einen neuen Weltrekord mit 623,1 Ringen auf. Im Finale erreichte er 208,0 Ringe. Er gab im Finale vom ersten bis zum letzten Finalschuss die Führung nicht ab (Start-Ziel Sieg).

Kurt Martinschitz aus Kärnten (BGS Günther Sapinski) landete bei der Qualifikation auf Rang 3 mit 617,4 Ringen und beendete das Finale auf dem 4. Platz. Nach der Qualifikation musste Kurt zur Randomcontrol, dort wurde seine Jacke beanstandet und disqualifiziert. Nach Einbringung eines Podestes wurde die Disqualifikation von der Jury zurückgenommen und Kurt durfte am Finale teilnehmen.  

Maria Luise Weber, ebenfalls aus Kärnten (BGS Lothar Heinrich), konnte sich nicht gegen die Hauptkonkurrentinnen aus Polen behaupten. Sie erreichte in der Qualifikation den 9. Platz mit 386,3 Ringen und schaffte es nicht ins Finale.

Unsere WM-Newcomerin Andrea Piribauer aus Wien (BGS Erwin Messerer), konnte sich mit nur 1,0 Punkten Rückstand hinter die Ex Weltmeisterin Maria Luise Weber auf den 10. Platz platzieren.

 

 

2. Tag - Bewerb „liegend“

 

Weltmeister wurde Kurt Martinschitz mit einer Qualifikationsleistung von 636,4 Ringen (Platz 5) und einem sensationellen Finale.

Patrick Moor erreichte zwar in der Qualifikation den 1. Rang und holte sich den zweiten Weltrekord im „liegen“ mit unglaublichen 641,5 Ringen. Jedoch versagte seine Waffe im Finale kläglich und der Vorarlberger musste sich schließlich mit dem 5. Gesamtrang zufrieden geben.

Andrea Piribauer schoss ein für sie sensationelles Ergebnis in der Qualifikation mit 629,6 Ringen und schaffte sogar den Sprung ins Finale mit dem 7. Platz. Im Finale belegte sie schließlich den 8. Platz bei ihrer ersten WM.

Maria Luise Weber schien nach der Qualifikation und top Weltrekordleistung von 640,6 Ringen unschlagbar und landete auf dem 1.Platz.

Doch dann geschah das Unfassbare. Maria schoss, überlegen in Führung liegend, noch vor dem Kommando „Start“ und kassierte prompt dadurch die „0“. Somit war die Goldene für sie nicht mehr erreichbar. Am Ende war es nur mehr Platz 6.

Die Vorstufe dieses frühzeitigen Schusses war, das der Finalsprecher nicht gewartet hat bis Andrea Piribauer den Stand verlassen hat. Andrea wurde verabschiedet und war im Begriff die Feuerlinie zu verlassen. Der Sprecher wartete aber nicht bis dieser Vorgang beendet war, sondern gab sofort das Kommando, „zum nächsten Schuss laden“. Normalerweise sollte 5 Sek. nach diesem Kommando das Kommando „Start“ folgen. Doch der Finalsprecher bemerkte seinen Fehler, sagte aber mindestens 20 Sek. nichts mehr.

Dadurch wurde Maria unsicher und gab Ihren Schuss ab. Gefolgt von der Schweizerin Claudia Kunz.

Es gab dann massive Proteste von Österreich, Schweiz und Dänemark, die allesamt zu diesem Zeitpunkt unter den Tisch gekehrt wurden. Die Jury erkannte den Protest nicht an und meinte, Schuss vor Start ist „0“. Es wurde nach dem Finale noch heftig diskutiert, leider mit keinem besseren Ergebnis. Am nächsten Tag wurde vom IBSA Delegierten und Vorsitzendem von VI-shooting, Michael Whapples, ein Statement abgegeben. Er gab der Jury Recht und meinte das Finalergebnis ist anzuerkennen. Wenn dieser Finalsprecher den Fehler nicht begangen hätte, .... !

 

 

3. Tag - Bewerb „Dreistellung“ (Herren 3x40, Damen 3x20)

 

Nachdem Patrick Moor einen Defekt bei seinem Gewehr am 2. Tag im Finale hatte, musste der frisch gebackene Weltmeister mit einem Ersatzgewehr an den Start gehen. Ein Gewehr, das er noch nie vorher in der Hand hatte, trotzdem erreichte er mit nur 2,8 Ringen Rückstand zum Sieger, die Bronzemedaille mit 1256 Ringen. Kurt erreichte mit 10,5 Ringen Rückstand auf Patrick den 4. Platz.

Maria Luise Weber musste wiederum in Führung liegend, nach einem „1´er“ nicht nur Platz 1 abgeben, sondern landete am Ende auf den für sie enttäuschenden 8. Platz

Andrea Piribauer hatte ebenfalls einen Fehlschuss und landete auf dem 11.Platz.

 

 

Neue Synergien im Bereich IPC Integration in Richtung Paralympics

 

Nachdem Patrick Moor den Projektleiter und IPC Shooting Verantwortlichen Ferrol Van Hoeven zu diesem Event eingeladen hat, konnten nicht nur gute Fachgespräche geführt werden, sondern auch die nächsten Schritte auf dem Weg zu den Paralympics festgelegt werden.

Einige gravierende organisatorische Mängel wurden bei dieser WM sichtbar. Damit die Gefahr gebannt werden kann, dass das VI-shooting möglicherweise Schaden davon nimmt und womöglich zerbrechen könnte, hat Moor mit Ferrol Van Hoeven einen schnelleren Integrationsprozess besprochen. Ergebnis der Gespräche war unter anderem, dass das IPC für das Jahr 2017 einen Demo Bewerb für die blinden Schützen durchführen wird.

An diesem Demo-Event sollen die Regeln, die Klassifizierung, etc. finalisiert werden. Zudem sollten dort auch Kampfrichter und Mitglieder der Jury geschult werden.

Nachdem Moor schon in den Vorbereitungen zum „2. Int. Alpen Cup“ 2017 in Innsbruck (14.9 bis 17.9) steckt, schlug dieser dem IPC Verantwortlichen van Hoeven vor, dass es gut wäre, diese zwei Veranstaltungen zu einem „Megaevent“ zusammen zu legen. Die Durchführungsdauer würde sich zwar etwas verlängern. Details sollen in den nächsten Monaten mit dem IPC finalisiert werden.

Moor hat bereits diesbezüglich mit Nationen die nur noch bei IPC starten können/wollen gesprochen und hat eine sehr positive Reaktion erhalten. Dadurch werden künftig wesentlich mehr Nationen an dieser Sportart teilnehmen. Beim „1. Int. Alpen Cup“ im letzten Jahr, waren übrigens mehr Nationen am Start als bei der diesjährigen WM in Polen.

Klassifizierer von IBSA und IPC waren bei der WM vor Ort und haben sich darüber verständigt, dass ein gemeinsamer Weg eingeschlagen werden muss, und zwar in Richtung IPC.

Wenn die nächsten Monate gut gearbeitet wird und der Event in Innsbruck 2017 zum Erfolg wird, meint Ferrol van Hoeven von der IPC, ist VI-shooting Ende 2017 „ready for“ IPC. Und im Jahr 2018 könnten bereits die ersten offiziellen IPC Meisterschaften stattfinden.

„So nahe an der Möglichkeit paralympisch zu werden, waren wir noch nie!“, sagt Weltrekordhalter und Weltmeister Patrick Moor und hofft, dass er für den Weg „go to IPC“, bestmögliche Unterstützung aus Österreich bekommt.



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