Der erste Schnupperlehrgang für Blinden- und Sehbehinderten-Tennis in Graz war ein voller Erfolg!
Mit Hilfe tastbarer Linien und eines Modelles aus dem 3D Drucker, konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein gutes Bild des Platzes und dessen Aufteilung machen.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und ausgiebigen Aufwärmübungen, ging es zuerst darum, ein Gefühl für die Blindentennisbälle zu entwickeln. Dazu wurden die Bälle erst direkt, und dann seitlich zugerollt.
Dabei wurden auch gleich die Begriffe Vorhand und Rückhand genutzt um anzukündigen, auf welcher Seite der Ball zugerollt wird. Nachdem dies gut funktionierte, haben die Helferinnen und Helfer die Bälle den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zuspringen lassen. Dabei sollte der Ball zwei bis maximal drei Mal aufkommen, bevor er gefangen werden sollte. Auch diese Aufgabe meisterten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in kürzester Zeit.
Daraufhin bekamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, großteils erstmalig, einen Tennisschläger in die Hand. Nachdem die richtige Griffhaltung erklärt wurde, kam die Grundstellung („Ready"-Position) dran. Aus dieser wurde dann der Bewegungsablauf der Vorhand erklärt, vorgezeigt und, teils geführt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wiederholten den Bewegungsablauf so lange, bis er ihnen flüssig gelang.
Anschließend bekam jedes Team wieder zwei Bälle und die Helferinnen und Helfer versuchten, die Bälle möglichst so zu werfen, dass diese zwei Mal aufkamen und dann möglichst gut von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit dem Vorhandschlag getroffen werden konnten.
Während dies geübt wurde, kam Herr Wöhrer vom STTV vorbei, welcher uns dankenswerterweise Schläger, Liniensysteme und zusätzliche Netze zur Verfügung gestellt hatte. Herr Wöhrer versuchte auch selbst unter der Dunkelbrille einen Ball mit dem Schläger zu treffen. Die Versuche blieben jedoch leider, auch da Herr Wöhrer die vorherigen Ballgefühlübungen versäumt hatte, erfolglos.
Nach dem schweiß-treibenden Training der Vorhand, begann um 12:30 Uhr die wohlverdiente Mittagspause. Bei herrlichstem Wetter konnten wir das vorzügliche Mittagessen auf der Terrasse des Hotel Paradies genießen.
Als wir zurück in die Halle kamen, war dort der ORF, welcher bereits die ersten Aufnahmen der Bälle und der verkleinerten Spielfelder machte. Der Reporter versuchte sich auch darin, dem Kameramann einen Ball entgegenzuschlagen, was ihm aufgrund der ungewohnten Bälle jedoch erst nach mehreren Versuchen gelang.
Nachdem der ORF Linda Kanzler interviewt hatte, ging der Lehrgang um 14:10 Uhr weiter. Wir begannen zum Aufwärmen nach dem Essen nochmals mit den Ballgefühlübungen und sahen uns dann nochmals genau den Bewegungsablauf der Vorhand an. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer übten diese dann mit Ball und Helferinnen und Helfern weiter.
Da die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei aber immer öfter auch instinktiv Bälle auf der Rückhandseite entgegennahmen, haben wir den geplanten Ablauf abgeändert und die Rückhand vorgezogen. Auch der Bewegungsablauf der Rückhand wurde erklärt, vorgezeigt, teils geführt und ausgiebig geübt, bevor er im Anschluss wieder mit Bällen trainiert wurde.
Um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor einem Tennisarm zu bewahren, legten wir die Schläger dann wieder weg und erkundeten die genauen Ausmaße des Tennisplatzes. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellten sich entlang der Grundlinie auf und gingen vor zum Netz und dann wieder zurück. Dies wurde mehrmals und immer schneller werdend wiederholt. Nach dem gleichen Prinzip wurde dann auch die Breite des Feldes erarbeitet. Zum Schluss kam auch noch die Diagonale dran, wobei die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch Zurufe geleitet wurden.
Nun wurde die Gruppe aufgeteilt, während die eine Hälfte Pause machte, lernte die andere Hälfte den Aufschlag. Auch hier wieder nach dem Prinzip erklären, vorzeigen, teils führen und üben, üben, üben.
Anschließend wurde gewechselt und diejenigen die aus der Pause kamen lernten den Aufschlag während die Anderen eine Pause genießen konnten.
Nachdem alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Aufschlag grundlegend beherrschten, wurde gefragt, wer denn gerne in einem kleinen Spiel gegen einen anderen Teilnehmer oder eine andere Teilnehmerin antreten würde. Es erfolgte eine Aufstellung ungefähr gleichstarker Spielerinnen und Spieler. Da ein einziger Teilnehmer nicht antreten wollte, spielte Linda Kanzler ein Spiel unter der Dunkelbrille gegen ihren vollblinden Mann Franz Kager.
Gerald Hobisch stand als Schiedsrichter für die Spiele zur Verfügung. Jedes Spiel dauerte so lange, bis zwei Punkte erreicht wurden.
Auch wenn noch nicht viele der Bälle dort landeten, wohin die Spielerinnen und Spieler gezielt hatten, hatten doch alle Spaß und es waren definitiv einige spannende Spiele dabei!
Nachdem alle Bälle eingesammelt, Netze eingepackt und Linien eingerollt waren, trafen wir uns um 19:00 Uhr wieder auf der Sonnenterrasse. Dort gab es eine sehr positive Feedbackrunde, bei welcher die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, aber auch einige Helferinnen und Helfer nachdrücklich ihr Interesse bekundeten, möglichst bald wieder auf dem Tennisplatz zu stehen!
Über die Facebookgruppe: Blinden- und Sehbehinderten-Tennis Graz findet nun die weitere Vernetzung zwischen Spielerinnen und Spielern, sowie Helferinnen und Helfern statt. Über die Gruppe werden wir die nächsten Übungstermine organisieren. Des Weiteren sind wir auf der Suche nach einer Tennistrainerin oder einem Tennistrainer, welcher sich der Sache annehmen würde, um in nicht allzu ferner Zukunft, regelmäßige Trainingseinheiten zu ermöglichen.
Einige Foto-Impressionen vom Event findet ihr in der Bildergalerie.