Was für eine Sportwoche – 67 blinde- und sehbehinderte Sportbegeisterte in Obertraun
Bereits zum 20. Mal fand heuer von 6. bis 12. Juli 2019 im Austrian Sports Resorts BSFZ Obertraun die Multisportwoche des Österreichischen Behindertensportverbands für Sehbehinderte und Blinde statt. Es war eine der Besten, soviel steht fest.
Man könnte meinen, dass eine 20 Jahre in Folge stattfindende Veranstaltung an Fahrt verliert. Nicht so die Multisportwoche. Dieses Jahr wurde mit insgesamt 183 Teilnehmern ein neuer Rekord erreicht. Eine neue Höchstzahl wurde auch mit 67 sehbehinderten und blinden Sportlern erreicht, davon so viele Kinder und Jugendliche wie nie zuvor.
Neben dem üblichen Team der Multisportwoche war auch dieses Jahr das Special Needs Team des SK Rapid Wien mit Fußballern mit Lern- und mehrfachen Beeinträchtigungen mit Cheftrainer Matthias Costa wieder mit von der Partie. Jeder war willkommen, auch Eltern und Geschwister der jüngsten Sportler der Woche. Besonders hervorzuheben ist, dass Geschwister ohne Beeinträchtigung gemeinsam mit ihren Brüdern und Schwestern mit Sehbehinderung sporteln konnten. Gerade für Kinder mit Sehbehinderung bietet die Woche eine hervorragende Möglichkeit sich in Sachen Raumorientierung und Körpergefühl weiter zu entwickeln.
Von Gelegenheitssportlern und Neulingen im Blinden- und Sehbehindertensport bis hin zu wettkampfbegeisterten Athleten mit Sehbehinderung gab es wie jedes Jahr für jeden die passende Übungsgruppe. Von jung bis alt war für alle etwas dabei. Unter der Anleitung der hervorragend ausgebildeten Übungsleiter und den engagierten Begleitsportlern wurde jeweils in einer Einheit am Vormittag und am Nachmittag ein vielseitiges und individuell abgestimmtes Programm angeboten. Dazu zählten unter anderem Laufen, Tandemfahren, Leichtathletik, Kräftigungs- und Stabilisierungsübungen, Torball, Goalball, Klettern, Nordic Walking, Wandern, Stand-Up Paddeln auf dem Hallstätter See und noch viel mehr.
Der neu gestaltete Triathlon der Multisportwoche hat Mut bewiesen Neues zu probieren. Im Gegensatz zum Einzelwettkampf der letzten beiden Jahre traten dieses Jahr alle sehbehinderten und blinden Sportler gemeinsam mit Begleitsportler zu dritt in Teams gegeneinander an. Kinder und Jugendliche hatten jeweils eine eigene Wertung. Anders als im herkömmlichen Triathlon stand statt Radfahren, Schießen am Programm und auch der Schwimm- und Laufwettbewerb wurden angepasst. In den Teams machte man sich untereinander aus, wer welchen Wettbewerb angeht.
Die Schützen zielten nicht mit den Augen sondern mit den Ohren. Sie bekamen beim Schießstand Kopfhörer, über die eine elektronische Zielvorrichtung auf dem Luftdruckgewehr einen Piepton wiedergab, der höher wurde je näher man auf die Mitte der Zielscheibe zielte.
Basierend auf den Ergebnissen des Schieß- und Schwimmwettbewerbs traten die Läufer in Form eines Jagdrennens über 2.000 Meter auf der Laufbahn gegeneinander an. Alle Teams haben sich dafür an der Laufbahn versammelt um die Läufer anzufeuern. Das hat zu einer wirklich einzigartigen Stimmung geführt.
Das Finale des Triathlons war nicht der einzige Höhepunkt der Multisportwoche. Erstmalig und um das 20-jährige Jubiläum zu feiern, spielte Teilnehmer Conner Moser mit Bandkollegen aus Wien ein Konzert. Niemand blieb dabei ruhig sitzen. Es wurde ordentlich mitgesungen und getanzt. Es war ein Abschluss wie er schöner nicht sein konnte. Wir freuen uns auf die Multisportwoche 2020!
Text: Max Hofer, Teilnehmer